Episode 228: Wim Wenders' Perfect Days - Poesie des Alltags
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Hirayami ist so etwas wie ein analoges Fossil in einer digitalisierten Welt. Jeden Morgen noch vor Sonnenaufgang fährt er mit seinem Bully los, um die schicken öffentlichen Klos des Tokio Toilet Projects zu reinigen. Er hört klassische Rock & Roll Musik auf seinem Kassettenplayer, knipst Fotos von Bäumen mit einer einfachen Analogkamera und liest Patricia Highsmith und Aya Kōda. Er ist bei seiner Arbeit pflichtbewusst, meistens schweigsam und verkehrt immer in den gleichen Restaurants und Bars. Aufgebrochen wird sein routinierter Alltag von verschiedenen Begegnungen:
Da ist zum Beispiel die Hostesse Aya, die Hirayamis lauten Kollegen Takashi datet und bei einer Fahrt mit seinem Bully in die Musik von Patti Smith verliebt. Da ist ein anonymer Toilettenbenutzer, mit dem Hirayami Fern-Tic-Tac-Toe spielt. Da ist der Obdachlose, der gerne Bäume in Park umarmt. Da ist die Bar-Besitzerin, die auf wundervolle Weise “The House of the Rising Sun” in einer japanischen Variante singt. Und da ist Niko, Hirayamis junge – lange nicht gesehene – Nichte, die plötzlich unerwartet vor seiner Tür steht.
Hirayamis Alltag ist einfach, ohne große Dramen, ohne große Abwechslung. Und doch erlebt er in den Wochen, von denen Wim Wenders’ Film aus dem Jahr 2023 erzählt, die titelgebenden Perfect Days. Johannes, als ausgesprochener Fan von Heldengeschichten, Konflikten und Charakterentwicklungen… war dir das zu wenig?
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